Meine kleine Jazzband hat lange einen Platz in meiner Wohnung gesucht... nun hat sie ihn endlich gefunden - das Glastischchen wurde Teil eines neuen Schranksystems, darin habe ich eine kleine Bühne kreiiert... so können die Jazzkatzen nach Lust und Laune glücklich sein und in ihrer Welt "Abenteuer" erleben.
In Gedanken in ein Buch oder einen Film „abzutauchen“ ist schon etwas ganz besonderes. Das eigene ICH liebt es, neue Welten zu entdecken und Abenteuer zu erleben. Es ist eine Art Kurzurlaub, der vollkommen in unserem Kopf stattfindet – nur inspiriert von Worten oder Bildern, die von den Augen ins Gehirn weiter geleitet werden. Vollkommen frei von den sensitiven Sinnen, wie Riechen und Tasten.
Als Kind erleben wir die erste Zeit unseres Lebens hauptsächlich über diese beiden Kanäle. Sie prägen das Gehirn, weil ein Baby die Welt mit Mund und Händen zu begreifen lernt. Die Wahrnehmung mit den Augen, das klare Sehen wie die Netzhaut das Gefühlte darstellt, kommt erst später dazu. Vielleicht ist das der Hauptgrund, weswegen unser Körper es mag, Dinge zu berühren, zu befühlen. Die Welt mit seinen direkten Sinnen zu erleben. Träumen im Inneren ist sehr schön, aber eine Welt erfühlen zu können, ist um einiges besser.
Aber nicht jeden Monat ist es möglich in Urlaub zu fahren, manche von uns haben nicht einmal das Geld einmal im Jahr in Urlaub fahren zu können. Ich zähle mich dazu. Allerdings besitze ich eine sehr ausladende Fantasie und schon als Kind und Jugendliche habe ich mir in meinem Zimmer kleine eigene Welten kreiert. Das Basteln und Erschaffen hat all meine Sinne mit einbezogen. Meine innere Welt wurde nach Draußen transformiert, wo ich sie greifen und begreifen konnte – und das spätere Betrachten reichte aus, um sich an diesen „Kurzurlaub“ zu erinnern.
Diese Eigenart hat sich später in meinem Beruf als Theaterpädagogin gut eingefügt. Denn bevor ein Theaterstück, die Bühne und die Figuren von anderen gesehen werden können, muss alles von Innen nach Außen „transportiert“ werden. Und es ist ein wunderbares Gefühl, diese Welten und Puppen zu erschaffen… also warum nicht auch diese Art des Seins, den Menschen näher bringen?
Aus diesem Grund hab ich auf dieser Seite mit einer Bastelreise begonnen. Denn als erstes geht es darum, eine innere Welt erspüren zu lernen. Und das Thema Sitz-Träume wahr machen, passt dazu sehr gut. Denn: wer sitzt, ist noch stärker mit dem Boden verankert, Umkippen wie das ein stehender oder gar laufender Körper tut, ist hier nahezu unmöglich. Und Träumen ist etwas, das wir Menschen wieder viel öfter tun sollten – vor allem die Umsetzung, das Wahr-Machen von Dingen trägt in sich eine große Macht und Fülle.
Mir gibt es das Gefühl, nicht ohnmächtig einer Realität gegenüberstehen zu müssen, in der ich eher nur eine unsichtbare Randfigur bin. Etwas mit den Händen zu erschaffen, selbst die Person zu sein, die „sagt“ wo es hier lang geht und wie das „Ende“ aussehen soll. Und das Beste: meist braucht es für eine solche Umsetzung nicht unbedingt das große Geld. Schon Altteile und „Müll“ können sich zu etwas Neuem zusammen setzen... im ersten Teil hab ich für den Stuhl (Sitz, Lehne und Überzug) ne Menge Dinge genutzt, die alles andere als passend erschienen waren, wie Socken, Leggins und ein sehr alter Badezimmerteppich. Sie sind zusammen mit dem Schaumstoff ein perfekte "Harmonie" eingegangen.
Im nächsten Schritt (Blogeintrag) ging es darum, eine richtige Bastel-Anleitung zu „konstruieren“ – verbunden mit Gedanken, die mir beim Werkeln gekommen waren und die schon etwas befreiendes an sich haben: Wenn Kartonschachteln zu Ordnungshelfern werden
Ich vermische gerne Dinge (Teile aus er Vergangenheit, Gegenwärtiges... was nicht mehr gebraucht wird) und erschaffe daraus eine kleine Szenerie, die mein Herz strahlen lässt. Es hat durchaus etwas von der Therapieform: Familienaufstellung.
So wie die Problematik mit meiner Mutter. Als zerstörerische Narzisstin hatte sie mein Leben extrem geprägt und etliche Traumata hinterlassen...
Symbole = Rolle in der Familie:
Vor Jahren hatte ich mir zwei Katzenfiguren gekauft. Eine große und eine kleine, beim Kauf stellte ich mir vor, die Kleine wäre ich und die Große = Mutter würde beschützend auf das Kind aufpassen. Aber irgendwie kamen diese beiden Figuren nicht gut miteinander aus… eine von beiden fiel stets vom Regal herunter - wie das möglich war, ist mir nach wie vor ein Rätsel.
Also beschloss ich vor einigen Zeit beide in getrennte Welten zu setzen - in meinem Inneren und meinem Äußeren, sinnbildlich für mich und meine Mutter.
Denn trotz allem bleibt ja die Tatsache, dass ich die Tochter meiner Mutter bin, ich trage ja die Gene
meiner Eltern in mir! Lösche ich sie aus, lösche ich auch zwangsläufig ebenfalls Bereiche in mir aus.
Ich habe durch Naturbeobachtungen gelernt: alle sind wichtig und es gibt für jeden einen Platz, der aber manchmal erst wieder gefunden werden muss. Am falschen Ort kann ein Lebewesen Zerstörung bringen, auf dem vorgesehenen dagegen dazu beitragen eine relevanten Veränderung für das gesamte System voran bringen. (Oder bei der Ordnung in der Wohnung: Wenn alles den idealen Platz gefunden hat, wird gleichzeitig dem Chaos vorgebeugt...)
Die nachfolgende Idee wäre vielleicht auch für Euch eine Möglichkeit zur Traumweltengestaltung. Es geht darum Problemlösungen zu finden. Bereiche, die einem Angst machen oder Belasten auf diese Weise „umzuschreiben“ – ihnen eine nützliche Funktion zu geben.
Ähnlich wie bei der Familienaufstellung geht es erst darum. Die Ist-Situation zu erstellen:
Welche Gegenstände könnten symbolisch dafür genutzt werden und in welchem Zusammenhang befinden sie sich aktuell (sozusagen im Kopf) und auf welche Art und Weise der Umstellung, Neuzusammenstellung, könnte die Szene so umgestaltet werden, dass das Ich sich wieder wohlfühlen kann?!
Kleine Welten – für jeden eine:
Beim Badezimmer neu gestalten, fiel mir auf, dass der Flamingostock viel zu groß geworden war für den Topf, aber in einem größeren hätte er nicht mehr in den Raum, ans Fenster gepasst. Also hab ich die Pflanze aufgeteilt, umgesetzt und so kam eine nach rechts und ein nach links...
Links erschuf ich die Welt meiner Mutter:
Da die Katzenfigur mal wieder ihren Kopf „verloren“ hatte, und der Körper sehr deformiert war, hab ich nur den Katzenkopf behalten und diesen in die Erde vom Blumentopf „gepflanzt“ – auf diese Weise war ihr neuer Körper eine Pflanze. Ein „Grünling“, der Sauerstoff erzeugt und optisch: ein Sinnbild für ein lebendiges Sein, der sogar in der Lage ist, sich zu verändern und zu wachsen. Neue Blüten zu erhalten und das Gegenüber erfreuen wollen.
(Sozusagen genau das Gegenteil von dem, was die Mutter früher so getan hatte…)
Zusätzlich dekorierte ich noch weitere Teile im Topf, die mir in die Finger fielen, beim Aussortieren von Gegenständen. Da war ein rotes Engelchen, von dem nur noch der Kopf und Teil vom Oberkörper übrig geblieben war, nach dem Herunterfallen. Die vielen Restteile zu kleben wäre nicht wirklich sinnvoll gewesen. So besaß der Topf nun „zwei“ Köpfe…
Ich setzte noch einen weiteren Engel dazu, der zwar einen Flügel und den Kopf verloren hatte, aber sich leicht wieder hat kleben lassen.
→ Beide zusammen befinden sich nun auf der gleichen Ebene mit der „Mutter“. Auch Menschen können in ihrem Leben zerbrechen oder zerbrochen werden. Manche bleiben unvollständig, andere können ihre Teile wieder zusammen kleben. Und meist können solche „zerbrochenen Engel“, anderen das Gefühl geben, sie wären nicht allein und werden verstanden. (Narzissten tragen sehr viel Zerbrochenes in ihrem Inneren, das hab ich inzwischen heraus gefunden...)
Zusätzlich wollte auch noch ein Christbaumschmuck-Engel dabei sein – ich hab ihn über der Pflanze aufgehängt. In seinen Händen hält er ein „Pergament“, sozusagen eine Verheißung auf ein Wunder.
-> Nun war Mutter nicht nur ein Synonym für das Leben, sondern auch nicht mehr allein! Bei ihr sind jetzt Wesen, die die verschiedenen Phasen des Zerbrochenseins „kennen“ = sie verstehen können – aber nicht manipulierbar sind. (Ihr war es immer immens wichtig gewesen, dass andere verstehen sollten, wie sehr sie zu Leiden gehabt hatte… was ihr gleichzeitig als Manipulationsmittel gedient hatte.)
-> Und ein Engel überschirmte alle schützend und Glück verheißend, so wie damals als das Jesuskind geboren worden war. Die Welt sollte nicht mehr die gleiche sein - neue Hoffnung ist zu den Menschen gekommen.
Veränderung in meinem Kopf:
Als ich den deformierten Unterteil der Katzenfigur bewusst in den Müll warf, warf ich damit all die zerstörerischen Aspekte von Mutter aus meinem Inneren. All das Plumpe, das Schwere, das mein Ich in die Tiefe hatte ziehen wollen...
Und ohne diesen Körper wurde die Mutter zu etwas, was mich nicht mehr verletzen konnte. Die Engelchen wurden zu Wächtern des Lichtes, die bereit sind, alles schmerzliche, was sich noch formieren könnte, zu transformieren. Jedes Wort, das sie womöglich gegen mich einzusetzen suchte, vom Licht des roten Engelkopfs durchdrungen und neutralisiert würde…
Eine neue Welt der Ganzheit war hier geboren worden, die vor Freude, Lebendigkeit und Hoffnung nur so strotzt. Eine komplette Welt für sich, die keinerlei Verbindungen mehr zu mir hat. Sozusagen: Mutter kann endlich auf ihre Art glücklich sein, weil sie hier alles hat, was sie wirklich braucht. -> Und ich: ich bin von ihr befreit! Jeder Verbindung zu mir ist gelöst.
Auf der andere Seite habe ich dann meine Pflanzenwelt erschaffen. All das, was für wahre Schönheit steht. Über mir, hinter mir, neben mir, vor mir… mein Ich umgeben von allem, was mein Herz und meine Seele brauchen.
Im Topf sitzen zwei musizierende Frösche. Sie spielen extra für mich die wunderbarsten Melodien, um mich zu erfreuen. Darüber ein gewundener, bunter „Faden“, ein Traumfaden, der gen Himmel strebt (ein Stück alter Kordel)… einer kleinen goldenen Kugel entgegen und einer Lichterkerze. Meine Träume dürfen dort der Leichtigkeit folgen - erhalten Flügel, um in die Wirklichkeit getragen und gesehen zu werden.
Davor, gut sichtbar die kleine Katze – sie steht für meine Person. Sie habe ich repariert, ich hab den Kopf wieder angeklebt und drum herum eine kleine Schleife – sie soll das abgetrennte Sein, was einst drohte mein Leben auszulöschen, mit Weichheit umhüllen, so dass diese Gedanken verschwinden dürfen.
Dazu habe ich weitere Dinge gelegt. Mein Ich bekommt all das, was mir einst beständig verwehrt worden war... Blüten, die zu reifen Früchten werden = Fülle und das Erfüllen von Wünschen in sich tragen. Sowie verschiedene glänzende, bunte Steine u.ä., die für Reichtum, Liebe und Kraft stehen…
Und um ganz sicher zu gehen, dass da die linke Welt nicht in Berührung mit der rechten gelangen kann, habe ich noch in die Mitte eine weitere Szene gesetzt:
Ich hab eine alte Duftlampe auf den Kopf gestellt, ein elektrisches Teelicht in das „Herz“ gegeben, zum Erhellen und Gesehen werden, und oben drauf (auf der eigentlichen flachen Stehfläche) kam eine kleines Häckeldeckchen und eine kleine Minivase sowie verschiedene getrocknete Gräser seitlich rein gesteckt. Teils noch die Samen enthaltend, die neues Leben hervor bringen können…
und aus Stoffrestchen noch zwei kleine Rosenblüten geformt.
In der Vase steht ein Ableger meiner Tomatenpflanze – sie soll Wurzeln ziehen, damit ich sie in die Erde pflanzen kann. → Wurzeln sind so wichtig, sich neu verwurzeln… ein neuer Anfang, eine neue Chance Leben und Frucht bringen zu dürfen.
Und wie würdet Ihr eine Szenen erstellen,
variieren und neu erschaffen?
Sie könnte auch für einen verstorbenen Vater oder Mutter stehen, die ihr Kind geliebt haben… mit Symbolen, die von wunderbaren Geschichten erzählen dürfen, welches Glück sich die Eltern für ihr Kind „gewünscht“ haben würden… besondere Gaben, Talente, Geschenke… von den wunderbaren Erinnerungen, die bis in die Gegenwart hinein Herz und Seele Freude bringen.
Horcht doch mal in Euer Herz hinein, sucht die Teile zusammen und legt los. Es braucht gar nicht viel Raum dafür...
Alles Liebe
Eure Andrea